Was passiert mit dem gespendeten Biomaterial der Patienten/innen?
Neben exzellentem Expertenwissen können modernste Forschungsmethoden nur dann sinnvoll angewandt werden, wenn hierfür geeignetes Gewebe (sog. Biomaterial) genutzt werden kann, das nach Einwilligung des/der Patienten/in als freiwillige Spende gesammelt wird.
Das gewonnen Biomaterial umfasst Gewebeproben des Ursprungstumors und des später wiederkehrenden Tumors und/oder der Metastasen des Tumors, sowie Blutproben der Patienten/innen, in denen zirkulierende Tumorzellen sein können. Es werden also nicht nur Proben des Ursprungstumors zum Zeitpunkt der Diagnose untersucht, sondern über den gesamten Verlauf der Erkrankung und von verschiedenen Lokalisationen (Metastasen in verschiedenen Organen). Nach der Gewinnung des Biomaterials werden alle Daten, die eine Person unmittelbar identifizieren, sofort durch einen lokalen Code ersetzt („pseudonymisiert“). Nur unter diesem Probencode dürfen die Biomaterialien und Daten zu Forschungs¬zwecken verwendet werden, um so zu gewährleisten, dass keine direkten Rückschlüsse auf die Identität der/des Spender/in möglich sind. Die Ergebnisse unserer vielfältigen Analysen werden im Rahmen von SATURN3 in klinischen Studien getestet und sollen in Zukunft zu verbesserten Behandlungsansätzen für Krebspatienten/innen beitragen.
Die Proben werden anschließend mit vielen modernen Laborverfahren sehr genau untersucht. Mit diesen Methoden können wir feststellen, welche Gene in den Tumorzellen und in den sie umgebenden Zellen aktiv sind. Wir können außerdem erkennen, wie sich die Zellen an verschiedenen Stellen im Körper unterscheiden – zum Beispiel im Ursprungstumor und in den Metastasen – und wie sie sich im Laufe einer Behandlung unter dem Druck der Therapie verändern.
Zu diesen Untersuchungen gehören zum Beispiel sogenannte Einzelzell-Analysen (Sequenzierungen). Dabei wird jede einzelne Zelle getrennt betrachtet, damit wir genau sehen können, wie sie sich von anderen Zellen unterscheidet. Wir messen außerdem, welche Gene in den Zellen gerade an- oder ausgeschaltet sind, und nutzen Verfahren, die zeigen, wo genau im Gewebe bestimmte Gene aktiv sind. So können wir besser verstehen, wie ein Tumor aufgebaut ist und welche der Zellgruppen (Klone) besonders wichtig für das Tumorwachstum sind. Auch die Blutproben werden sorgfältig untersucht. Dabei suchen wir nach winzigen Mengen von Tumor-Erbgut oder einzelnen Tumorzellen, die im Blut zirkulieren („Liquid Biopsy Analysen“). Dies hat den Vorteil, dass wir Hinweise auf Veränderungen im Tumor erhalten können, ohne Gewebe entnehmen zu müssen.
Durch all diese Analysen erhalten wir ein sehr genaues Bild des Tumors und seiner Entwicklung. Das hilft uns zu verstehen, wie ein Tumor entsteht, wie er wächst, warum Metastasen entstehen und weshalb er manchmal trotz Behandlung wiederkommt. Dieses Wissen ist wichtig, um neue Behandlungsstrategien zu entwickeln und bestehende Therapien weiter zu verbessern, damit Patientinnen und Patienten in Zukunft hoffentlich gezielter und erfolgreicher behandelt werden können.